Radamisto

Sonntag, 20. Januar, 2013

Opera seria von Georg Friedrich Händel
Musikalische Leitung: René Jacobs
Inszenierung: Vincent Boussard
Mit David Daniels, Sophie Karthäuser u.a.
Freiburger Barockorchester
Neuproduktion des Theater an der Wien

HANDLUNG

Radamisto bildete den aufsehenerregenden Anfang von Georg Friedrich Händels Opernunternehmen in London, der Royal Academy of Music: König George I. und der Prinz von Wales wohnten der spektakulären Uraufführung
im April 1720 bei – Damen kämpften um die besten Plätze und fielen wegen der Enge und der Hitze in Ohnmacht; der Erfolg war riesig. Für eine zweite Aufführungsserie im Herbst 1720 schrieb Händel große Teile von Radamisto neu, denn nun war der berühmte Kastrat Senesino eingetroffen und übernahm die Titelrolle – alle Möglichkeiten des Virtuosen sollten in der Partie des sensiblen Radamisto gezeigt werden.

Die Begierde nach der falschen Frau beschwört einen Krieg herauf: Tiridate begehrt die Frau seines Schwagers Radamisto. Um ihrer habhaft zu werden, zieht er gegen seine gesamte Verwandtschaft zu Felde. Aber die so begehrte Zenobia will den siegreichen Feldherrn nicht. Sie liebt unerschütterlich ihren Gatten und ist bereit, eher zu sterben, als einem anderen anzugehören. Immer wieder geraten die Liebenden durch die Raserei des Tiridate in Todesgefahr, schließlich werden sie getrennt, als sich Zenobia lieber in einen Fluss stürzt, als Tiridate in die Hände zu fallen. Aber der Tyrann quält für seine Leidenschaft auch sein Volk, bis es diesem zu viel wird. Am Ende erheben sich die Soldaten gegen seine Willkür. Tiridate muss klein beigeben und es kommt zum obligatorischen „lieto fine“, dem glücklichen Ende. Radamisto und Zenobia sind wieder vereint, Tiridate kehrt zurechtgestutzt zu seiner treuen Frau Polissena zurück, die dem Wüstling trotz seines schlechten Betragens liebevoll verzeiht.

Da Händel die Londoner mit der Virtuosität italienischer Oper verblüffen wollte und ein hervorragendes Ensemble zur Verfügung hatte, entstand eine reich verzierte, üppig orchestrierte Komposition. Aber dieses Drama um ein treu liebendes Ehepaar enthält auch einige der berührendsten langsamen Arien Händels, vor allem das berühmte „Ombra cara“ – „Geliebter Schatten“, Radamistos sehnsüchtiger Trauergesang an die Seele seiner vermeintlich ertrunkenen Frau. Händel selbst hielt diese Arie für eine der schönsten, die er je geschrieben hat. 1728 überarbeitete Händel die Oper erneut und setzte sie wieder auf den Spielplan.