
Thérèse Raquin
Oper in zwei Akten (2001, Kammerfassung 2006)
Musik von Tobias Picker, Libretto von Gene Scheer nach dem gleichnamigen Roman von Emile Zola
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Neuproduktion des Theater an der Wien in der Kammeroper, Österreichische Erstaufführung
Aufgrund einer Erkrankung entfällt die Premiere am 13.12. Bereits gebuchte Karten behalten ihre Gültigkeit, Karteninhaber*innen werden von unserem Kartenbüro mit Ersatzterminen kontaktiert. Die erste Vorstellung findet daher am 16.12. statt.
erste Vorstellung: Donnersttag, 16. Dezember 2021, 19:00 Uhr, bis ca. 21:30 Uhr (eine Pause)
Aufführungen: 18. Dezember 2021 | 19.00 Uhr
10. | 13. | 17. und 20. Jänner 2022 | 19.00 Uhr, bis ca. 21:30 Uhr (eine Pause)
Einlass eine Stunde vor Vorstellungsbeginn
Bitte beachten Sie die 2-G-Regel und FFP2-Maskenpflicht.
Handlung
Thérèse ist mit Camille Raquin, ihrem kränklichen Cousin, mit dem sie aufgewachsen ist, verheiratet. Ihr Vater hatte sie nach dem Tod ihrer eigenen Mutter bei der Tante einfach abgegeben. Von klein an wurde sie zur Betreuung des schwachen Buben eingesetzt, ihn zu heiraten, war logische Folge – dabei ist sie mehr Pflegerin als Ehefrau. Beider Leben wird weiter von der stets um ihren Sohn besorgten Madame Raquin bestimmt. Camille ist inzwischen immerhin kräftig genug, zusammen mit seinem Jugendfreund Laurent in einem Büro Dienst zu tun. Anders als Camille ist Laurent mit der Büroarbeit unzufrieden, er will ein großer Maler werden. Deshalb hat er mit seinem Vater gebrochen und ist finanziell ständig knapp. Derzeit malt er an einem Portrait von Camille und ist oft bei den Raquins. Thérèse gibt vor, dass ihr seine Anwesenheit missfällt, aber in Wahrheit hat sie ein obsessives sexuelles Verhältnis mit dem vitalen Möchtegernkünstler. An dem Abend, an dem er das Porträt vollendet, will er sich von Thérèse trennen, denn er hat keine Zeit mehr für heimliche Treffen, da er Geld verdienen muss. Thérèse verzweifelt. Ein paar Tage später machen Thérèse, Laurent und Camille einen Ausflug an die Seine. Spontan entsteht zwischen Thérèse und Laurent die Idee, dass sie Camille loswerden müssen, um offen glücklich zusammen sein zu können – mithilfe des kleinen Vermögens, das Camille zu vererben hat. Sie fahren mit einem Boot auf den Fluss hinaus, und Laurent ertränkt Camille. Elf Monate später heiraten Thérèse und Laurent endlich. Das ersehnte Glück bleibt jedoch aus, in der Hochzeitsnacht kann Thérèse Laurent nicht mehr lieben, sie ist längst von Gewissensbissen zerfressen. Madame Raquin ahnt inzwischen, dass Camille nicht versehentlich ertrunken ist. Zufällig belauscht sie das schuldige Paar, als es von der Tat redet und erleidet vor Schreck einen Schlaganfall. Gelähmt überlebt sie als mahnende Erinnerung an den Mord, und das Paar reibt sich zusehens aneinander auf, die Liebe wird zu Hass. Als Thérèse es nicht mehr aushält und Laurent bei der Polizei als Mörder anzeigen will, bereitet er Gift für sie vor. Aber wahnsinnig vor Schuld ersticht sie sich vor seinen Augen, voll Entsetzen trinkt Laurent sein eigenes Gift.
Zum Werk
Tobias Picker, Jahrgang 1954, ist einer der erfolgreichsten zeitgenössischen US-amerikanischen Komponisten. Ab seinem achten Lebensjahr erhielt er eine klassische Musik- und Kompositionsausbildung, die er an der renommierten Juilliard School in New York vollendete. Für seine dritte Oper wählte Picker als Vorlage Emile Zolas Roman Thérèse Raquin, der als ein Initialwerk des literarischen Naturalismus gilt. Zola wollte die „Bestie Mensch“ unter den verschiedenen sozialen und individuellen Bedingungen analysieren. In Thérèse Raquin kollidieren in beengten räumlichen, finanziellen und sozialen Verhältnissen unerfüllte Träume und unterdrückte Leidenschaften in explosiver Weise. Zola selbst hatte den Roman bereits in ein Bühnenstück umgewandelt, es folgten zahllose Versionen für Bühne und Film. Picker komponierte seine Thérèse Raquin 2001 zunächst für großes Orchester, 2006 adaptierte er sie als Kammerfassung, sehr entsprechend dem Inhalt mit seinen sich steigernden inneren Qualen: Die Ängste, Halluzinationen und immer beklemmender werdende Bedrängns der Figuren entwickeln eine regelrechte Sogwirkung. Zwar übernahm Picker die Handlung von Zola, aber nicht dessen distanzierten Blick. In seiner Oper sind die Figuren keine tierischen Bestien, sondern Menschen, die uns nahe kommen sollen. Er will Sympathie für sie, denn er ist kein Moralist wie Zola. Das aus elf Bildern, die dem Ende zu immer kürzer werden, bestehende Libretto soll laut Picker mit „beschleunigtem Tempo eine Höllenfahrt“ beschreiben. Das frühe Schaffen des Komponisten ist dodekaphonisch geprägt und in der Instrumentalmusik verhaftet. Er erweiterte später seine musikalische Sprache um Elemente der Tonalität – so entstand eine eigene Idee des modernen Musik - dramas, das sich auch in Thérèse Raquin wiederfindet. Die zunehmende Sprengung von Tonalität zeigt hier, wie das Vertraute und Geordnete von der schrecklichen Tat mehr und mehr untergraben wird. Ein harmonisches Glück ist unmöglich. Die Komposition ist durch Leitmotive geprägt, Arien, Ensembles und Duette bestimmen die große Struktur. Mit diesen bekannten formalen Elementen und der Tonalität zu Beginn holt Picker das Publikum ab und nimmt es dann musikalisch mit in einen Abgrund von Schuld und Reue.
Besetzung
Musikalische Leitung | Jonathan Palmer Lakeland |
Biografie |
Inszenierung | Christian Thausing |
Biografie |
Ausstattung | Christoph Gehre |
Biografie |
Licht | Franz Tscheck |
Biografie |
Thérèse Raquin | Julia Mintzer |
Biografie |
Camille Raquin | Andrew Morstein |
Biografie |
Madame Raquin | Juliette Mars |
Biografie |
Laurent | Timothy Connor |
Biografie |
Suzanne | Miriam Kutrowatz |
Biografie |
Olivier | Ivan Zinoviev |
Biografie |
Monsieur Grivet | Hyunduk Kim |
Biografie |
Orchester | Wiener KammerOrchester |
Biografie |
Galerie Fotos
